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Meine Omi seh ich nie bei all dem Trubel

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Christophs Festnetzgeschichte“Jeden zweiten Sonntag besuche ich meine Oma. Sie ist lieb und nett, lebt in einigen Dingen aber noch in der Vergangenheit. Letztes Mal saß sie auf ihrer Couch und stellte demonstrativ ihr Festnetztelefon neben mein Smartphone. Mit entschlossenem Blick murmelte sie “Früher, das waren noch richtige Telefone!” Ich überlegte kurz – dann wusste ich, wie ich sie vom Gegenteil überzeugen würde .”

Der Abschluss ist endlich in der Tasche. Schier endlos kam mir die Zeit vor, in der ich nach abgeschlossener Ausbildung nochmals die Unibank drücken musste. Jetzt aber ab ins Leben, einen ordentlichen Beruf suchen und rein in die erste richtige, eigene Wohnung. Vorbei die WG Zeit, vorbei die trostlosen Studentenjobs, mit denen man sich gerade so über den Monat retten konnte. Was ist geblieben vom Studium? Das Konto ist leer, die Freunde von damals sind mittlerweile alle verheiratet und man selbst hat nicht mal mehr eine Festnetznummer. Klar, ich bin ja mobil erreichbar dachte ich mir als das Studium losging. Einen eigenen Festnetzanschluss hatte ich, seit ich zu Hause ausgezogen bin nicht mehr gehabt.

Jetzt hatte ich die Studiumszeit also hinter mir und damit fing das Schlamassel an. Schon der Vermieter meiner kleinen Wohnung in einem winzigen Örtchen in der Nähe von Stuttgart stellte sich beinahe quer, als er von meiner fehlenden Festnetznummer hörte: “Ich rufe Sie doch nicht auf dem Handy an, das ist viel zu teuer!” Nur dank meiner Überredungskünste konnte ich ihn davon überzeugen, dass ich eigentlich kein schlechterer Mensch bin, nur weil ich keine Festnetznummer habe. Noch schlimmer traf es mich bei meinem ersten Vorstellungsgespräch. Es schien alles in trockenen Tüchern zu sein, doch der alte Firmenpatriarch ist entschieden gegen Handynummern. Mit einem guten Gefühl fuhr ich in meine neue Wohnung, denn wie gesagt eigentlich schien alles in trockenen Tüchern zu sein. Nach einigen Tagen wurde ich misstrauisch, die Zusage oder wenigstens eine Absage hätte längst kommen müssen. Ein kurzer Anruf im Unternehmen sorgte für gewaltige Ernüchterung: “Wir konnten Sie nicht erreichen. Die Nummer, die Sie uns gegeben haben war falsch. Wir haben die Stelle schon anderweitig besetzt.” Es stellte sich heraus, dass ein Zahlendreher, der sich bei der Sekretärin eingeschlichen haben musste, schuld an der Misere war. Das verleitete mich zum Umdenken und eine Festnetznummer wurde wieder fester Bestandteil meines Lebens. Von da an ging alles aufwärts. Ich habe jetzt einen zufriedenen Vermieter und einen tollen Job. Wenn ich ehrlich bin sieht so eine eigene Festnetznummer schon toll aus und auch meine verheirateten Freunde haben ihre Hemmungen abgelegt und nutzen die neue Nummer um mit mir in Kontakt zu bleiben. Die Festnetznummer hat mein Leben gerettet!

Autor: Christoph


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